Der Künstler

Hjalmar Thelen

Foto: Sonja Thelen

Hjalmar Thelen wurde am 11. Dezember 1962 als zweites von drei Kindern in Neuwied am Rhein geboren. 1964 zog die Familie nach Frankfurt am Main, wo Thelen bis 1982 lebte, die Schule besuchte und seinen Zivildienst leistete. 

Sein künstlerisches Talent fiel schon in jungen Jahren auf. Seine Faszination für „Tim und Struppi“ und die „Peanuts“, aber auch für Künstler wie Tomi Ungerer und Robert Crump ließen ihn selbst bald zur Feder greifen, um sich als Cartoonist zu versuchen.  Nach dem Tod des Vaters 1978 wurde er besonders intensiv von seinem Kunstlehrer, dem Objektkünstler Johannes J. Musolf, unterstützt, gefördert und motiviert .

Sein künstlerischer Weg führte ihn jedoch zunächst auf andere Pfade: 1983 ging Thelen nach Westberlin, wo er als Comedian und Conferencier in einigen Berliner Varieté- und Comedy-Formationen arbeitete und sich in der Szene rund um Scheinbar, Chamäleon und Mehringhoftheater etablierte. Er führte Auftragsarbeiten als Regisseur und Autor für verschiedene Komiker und Varieté-Künstler durch (u.a. Detlef Winterberg, Karl-Heinz Helmschroth und Martin Quilitz) und schrieb das Theaterstück „Tote Männer pinkeln nicht“, das 1999 in Berlin unter seiner Regie uraufgeführt wurde und bei Publikum und Presse auf positive Resonanz stieß. Die Aufzeichnung der Uraufführung können Sie hier anschauen: „Tote Männer pinkeln nicht“ . Bitte beachten Sie, dass die Qualität der Videoqualität von 1999 entspricht!

Schließlich wandte er sich ganz seiner eigentlichen Leidenschaft, der Malerei, zu. Das nötige Handwerkszeug erarbeitete er sich nicht nur autodidaktisch, sondern auch durch privaten Unterricht und den Besuch der Kunstschule Berlin. Seine wichtigsten Lehrer waren Andrei Krioukov und vor allem Professor Wulff Sailer. Zeit seines Leben rigoroser Nonkonformist, verweigerte er sich jedoch dem etablierten Kunstbetrieb: Er wollte nicht Gefahr laufen, sich anzupassen. Es war ihm das Wichtigste, kompromisslos malen zu können, was er wollte und wie er es wollte. Seinen Lebensunterhalt bestritt er konsequent mit einfachen Arbeiten in Dönerbuden, als Bäckereiverkäufer und Putzmann, womit er gerade so viel Geld verdiente, um auf bescheidenstem Niveau im Berliner Wedding in einer Hinterhauswohnung mit Kohleöfen zu leben – Hauptsache, er hatte Zeit zum Malen. 

Er ist damit ein typischer Vertreter der Lebensphilosophie der Westberliner Bohème der 1980-er und 90-er Jahre, die bürgerliche Lebensentwürfe und das Erfüllen von Erwartungen, denen man sich durch „die Gesellschaft“ und „das Establishment“ ausgesetzt sah (Ausbildung, Karriere, Familie, übermäßiger Konsum) ablehnte. Vielmehr wollte man die eigenen Vorstellungen autonom und unabhängig von materiellen Zwängen oder Wünschen umsetzen. Das West-Berlin vor der Wende bildete mit seiner Hausbesetzerszene, billigen Hinterhauswohnungen, Flohmärkten und Ramsch-Läden das passende Umfeld.  

Thelens Arbeiten bestechen bei all ihrer Unterschiedlichkeit durch ihre starke Präsenz und Eindringlichkeit. Hier erkennt man das analytische und präzise Auge des Cartoonisten, der mit wenigen wohlgesetzten Strichen das Wesentliche einer Szene einfängt und prägnant wiedergibt. In seinen Menschendarstellungen und Portraits fängt er Momente ein, in denen sich sein Objekt unbeobachtet fühlt, so dass man sich auch selbst unschwer darin wiedererkennt. Und er liebte die Natur: Am liebsten fuhr er mit dem Fahrrad und mit Farben und Staffelei bewaffnet  durch Berlin und Brandenburg, suchte sich einen Platz zum Malen. So entstanden betörende Landschaftsbilder, Fluss- und Kanalszenen, pittoreske Dorfansichten und grüne Stadtlandschaften. Thelen konnte selbst eine Industriebrache nach einem Wolkenbruch stimmungvoll in Szene zu setzen. Thelen: „Wenn ich mit dem Fahrrad raus bin, die Staffelei dabei, ein schönes Plätzchen gefunden und schön gemalt hatte – dann war das ein guter Tag.“

Hjalmar Thelen starb am 08. Januar 2017 in Berlin.

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